Medizinisches Fußpflegelexikon


FACHBEGRIFFE DER FUSSPFLEGE

A

ANGIOPATHIE

Als diabetische Angiopathie werden Gefäßschädigungen bezeichnet, die als Spätkomplikationen bei Diabetes mellitus auftreten. Durch Veränderungen der Kapillaren (Mikroangiopathie) werden verschiedene Formen der diabetischen Mikroangiopathie verursacht: insbesondere die diabetische Nephropathie, diabetische Retinopathie und diabetische autonome sowie sensorische und motorische Neuropathie. Die Makroangiopathie ist zwar nicht Diabetes-spezifisch, tritt aber schneller und stärker als bei Nicht-Diabetikern auf, weshalb die Bezeichnung diabetische Makroangiopathie üblich ist. Sie führt zu atherosklerotischen Veränderungen an mittleren und großen Arterien. Sie ist für das hohe Herzinfarkt-, Schlaganfall- und Gangrän-Risiko bei Diabetes verantwortlich. Die wichtigsten Faktoren, die die Entwicklung von Mikro- und Makroangiopathie bei Diabetikern fördern, sind Hyperglykämie, Hyperlipoproteinämie, Insulinresistenz sowie verschiedene vasoaktive Hormone, Cytokine und Wachstumsfaktoren.

C

CLAVUS

= siehe Hühnerauge

D

DIABETISCHES FUSSSYNDRON

Das Diabetische Fußsyndrom (DFS), umgangssprachlich auch "diabetischer Fuß" genannt, ist ein in Zusammenhang mit Diabetes mellitus stehendes Syndrom das am häufigsten beim Patienten mit Diabetes Typ 2 auftritt. Das Diabetische Fußsyndrom führt jedes Jahr in Deutschland zu etwa 40.000 Amputationen. Das sind zwei Drittel aller jährlichen Amputationen in Deutschland. Die Anzeichen einer Schädigung können auf Nervenschäden oder Durchblutungsstörungen hindeuten:

Nervenschäden
- Taubheitsgefühl, Brennen, Kribbeln in den Zehen und den Füßen.
- Das Gefühl, auf Watte zu laufen sowie das Gefühl, kalte Füße zu haben, obwohl diese warm sind.
- Schmerz bei ruhenden Füßen, vor allem nachts und Schmerzlinderung durch Umhergehen oder Kühlen.
- Gelenkschwellungen sowie starke Neigung zum Verhornen und zu Nagelpilz.
- Verminderung oder Verlust von Temperatur- und Schmerzempfinden

Durchblutungsstörungen
- kalte Füße
- Dünne, pergamentartige, bläulichblasse Haut
- Druckstellen (rötl. Hautflecken, die sich nicht wegstreichen lassen)
- Wadenschmerzen oder -krämpfe beim Gehen
- Linderung durch Stehenbleiben, umgangssprachlich auch Schaufensterkrankheit genannt.

Vorbeugung:
Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung des Diabetischen Fußsyndroms betreffen alle Menschen mit Diabetes und mit eingeschränkter Empfindung oder Durchblutungsstörungen.
Allgemein sollte Wert auf eine gute Hautpflege - auch zur Beobachtung gefährdeter Körperstellen - gelegt werden. Zur Nagel- und Schwielenpflege dürfen keine scharfen Gegenstände verwendet werden (auch nicht von Fußpflegern), stattdessen Nagelfeilen und Bimssteine. Hautpflegende Salben sollen nicht in die Zehenzwischenräume aufgetragen werden, sondern auf Fußsohle und Fußrücken. Fußpilz soll konsequent behandelt werden und Zehenzwischenräume nach dem Baden sorgfältig getrocknet werden. Die Schuhe müssen ausreichend weit und weich sein und die Füße täglich auf Verletzungen geprüft werden, z.B. mit einem Rasierspiegel.
Als Maßnahmen zur Vorbeugung werden empfohlen
- Täglich die Füße genau ansehen und auf Verletzungen sowie Druckstellen überprüfen. Auf Schwellungen prüfen, indem mit der Hand über den Fuß gestrichen wird, auch nach dem Tragen neuer Schuhe oder nach langen Spaziergängen/Wanderungen Füße überprüfen.
- Täglich mit lauwarmem Wasser waschen. Nicht länger als drei Minuten, gut trocknen, besonders in den Zehenzwischenräumen.
- Haut gut eincremen mit harnstoffhaltigen Cremes, um Risse (Rhagade/Schrunde) zu vermeiden. Die Creme muss gut einziehen/abtrocknen, es dürfen keine Rückstände zwischen den Zehen verbleiben.
- Nur Feilen verwenden, keine Raspeln, Nagelzwicker oder Scheren verwenden.
- Fußnägel spatenförmig (gerade) mit Feilen formen, nie schneiden - wegen Verletzungsgefahr.
- Keine Hühneraugenpflaster oder -tinkturen verwenden, sie können ätzende Stoffe enthalten, die zu Verletzungen führen.
- Bequeme, weite und weiche Schuhe tragen, möglichst aus Leder, keine Gummi- und Turnschuhe wegen der Schweißbildung. Schuhe täglich vor der Benutzung mit der Hand auf Unebenheiten oder Steinchen etc. kontrollieren.
- Baumwollstrümpfe ohne drückende Naht tragen, Strümpfe täglich wechseln
- Füße nicht großer Hitze aussetzen, wie sie etwa bei Heizdecken oder Kaminen entsteht, es besteht Verletzungsgefahr, keine direkte Sonneneinstrahlung
- Vorsicht beim Barfußlaufen, Fußpilzgefahr sowie Gefahr von Schnitt und Schürfwunden

Besonders Diabetiker sollten bei Fußproblemen professionelle Hilfe bei einem Podologen, der sich auf die Behandlung vom Diabetischem Fußsyndrom spezialisiert hat, suchen. Diese Behandlung kann unter bestimmten Voraussetzungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung vom Arzt verordnet werden.

Je nach Schwere der Schädigung und des Stadiums müssen die Wunden fachgerecht versorgt werden. Durch die Wundheilungsstörung kann sich die Behandlung über sehr lange Zeiträume hinweg ziehen. In vielen Fällen muss eine antibiotische Langzeittherapie zusätzlich zur regelmäßigen Wundversorgung angesetzt werden. Ab Stadium II ist in Einzelfällen eine stationäre Versorgung notwendig.

Die Therapie besteht hierbei aus mehreren Teilen:
- Behandlung der Wunde (täglich oder 2-täglich, Spülung mit isotonischer Kochsalzlösung oder Schleimhaut-Antiseptikum, Wundverband mit Fettgaze und Polsterung, regelmäßige Entfernung von Belägen und Hyperkeratosen)
- Ruhigstellung (am besten strenge Bettruhe und Schutz des Fußes durch spezielle, orthopädische Verbandschuhe)
- Therapie der Wundinfektion (Antiobiotische Behandlung, schwierig bei MRSA) • Therapie und Einstellung des Diabetes mellitus

D

DIGITUS MALLEUS

= Siehe Hammerzehe

E

EINGEWACHSENER FUSSNAGEL

Unguis incarnatus auch Onychocryptosis ist der medizinische Fachausdruck für einen eingewachsenen Nagel. Dabei drückt sich der seitliche Nagelrand tief in die Nagelfalz und führt zu schmerzhaften Beschwerden.
Ein Nagel kann in drei verschiedenen Formen eingewachsen sein, als normaler Nagel, Rollnagel und Zangennagel. Ein Unguis incarnatus betrifft meistens den Großzeh. Eingewachsene Nägel gehören zu den häufigsten Beschwerden bei Nägeln. Männer sind häufiger als Frauen betroffen Die Ursachen für eingewachsene Nägel sind meist zu enge Schuhe oder falsches Nägelschneiden. Schneidet man den Nagel wie den Fingernagel oval, schiebt sich der Nagelrand durch den Druck, dem der Fuß evtl. durch zu enge Schuhe ausgesetzt ist, in das Nagelbett. Das reizt die Haut, und es kommt zu einer Entzündung. Weil die Haut verletzt ist, bildet sich Granulationsgewebe, so genanntes "Wildes Fleisch" (Hautzellen, welche die Wunde wieder verschließen sollen), und wächst über den Nagel, der damit noch tiefer in das Nagelbett eindringt. Eine weitere mögliche Ursache für einen eingewachsenen Nagel ist Vererbung. Hier sind diejenigen besonders gefährdet, in deren Familie bereits vorangegangene Entzündungen des Zehnagels existierten.

F

FUSSGYMNASTIK

Regelmäßig durchgeführte Fußgymnastik sorgt für eine gute Durchblutung und eine Kräftigung der Fußmuskulatur

FUSS – NAGEL

eine gewölbte, durchscheinende Keratinplatte auf der Oberseite der Finger- oder Zehenspitze bezeichnet, die einerseits dem Schutz der Fingerkuppen, andererseits der Unterstützung der Greiffunktion dient.

FUSSPILZ

Der Fußpilz (Tinea pedis) ist eine Pilzinfektion der Füße, insbesondere der Zehenzwischenräume und Fußsohlen, durch Fadenpilze (Dermatophyten). Diese Pilze befallen Hornsubstanz, also Haut, Haare, Nägel usw. Typische Symptome des Fußpilzes sind Rötung, Nässen, Schuppung, Blasenbildung und Juckreiz, oft begleitet von Entzündungen.

FUSSWARZE

Warzen (lateinisch Verrucae) sind häufige, unter Umständen sehr ansteckende, kleine, scharf begrenzte und in der Regel gutartige Epithel-Geschwulste der oberen Hautschicht (Epidermis). Meistens sind sie leicht erhaben oder flach. Sie sind auf eine Infektion zumeist mit einem der mehr als 100 verschiedenen "low-risk" humanen Papillomviren aus der Familie der Papillomaviridae (unbehüllte, doppelsträngige DNA-Viren) zurückzuführen. Die Infektion erfolgt per Kontaktinfektion beziehungsweise Schmierinfektion über kleinste Verletzungen der Haut und der Schleimhäute. Dort infizieren sie nur die oberste Schicht der Hautzellen und vermehren sich in deren Zellkernen. Vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zur Bildung der Warzen können Wochen bis Monate vergehen.

H

HALLUX VALGUS

Beim Hallux valgus (lat. valgus = ‚krumm', ‚schief') handelt es sich um eine Schiefstellung der Großzehe im Grundgelenk nach außen hin. Die Sehnen zu den Zehen verlaufen nicht mehr zentral über das Gelenk, sondern weiter lateral und ziehen die Zehen in eine schiefe Position. Da meist gleichzeitig ein Metatarsus primus varus vorliegt, tritt der Großzehenballen am Fußinnenrand oft deutlich hervor und es bilden sich häufig schmerzhafte Entzündungen, verursacht durch den Druck des Schuhschafts. Daneben kommt es durch Druck der Großzehe auf die kleinen Zehen oft zu Hammer- und Krallenzehen-Fehlstellungen der benachbarten Zehen.

HAMMERZEHE

Die Form einer Hammerzehe (Digitus malleus) ergibt sich durch die permanente krallenartige Beugung einer Zehe. Man unterscheidet flexible und fixierte Hammerzehen. Sie ist differentialdiagnostisch von der Kamptodaktylie abzugrenzen und meistens aufgrund der Verwendung ungeeigneten Schuhwerks mechanisch bedingt. Auch neurologische Erkrankungen können zu diesem Symptom führen.

HORNHAUT

bezeichnet man die übermäßige Verhornung der Haut. Die äußerste Schicht der Oberhaut, das Stratum corneum, wird großflächig oder auch nur punktuell dicker.

HÜHNERAUGE

Das Hühnerauge (auch Krähenauge, Leichdorn, Klavus bzw. Clavus) ist eine durch chronischen Druck auf knochennahe Haut bedingte, umschriebene, meist sehr schmerzhafte Hornschwielenbildung mit zentralem, in die Tiefe gerichtetem Sporn.[1] Sporn bezeichnet in diesem Zusammenhang die harte, kegelförmige Hyperkeratose, deren Spitze nach innen gerichtet ist.Die Hühneraugen der Fußsohlen (plantare Clavi) entstehen in der Regel nahe den Köpfchen der Mittelfußknochen, jene der Zehen am Zehenrücken nahe den Zehengelenken (Interphalangealgelenken) als dorsale oder interdigitale Clavi. Orthopädische Besonderheiten wie ein Senk- oder Spreizfuß oder arthrotisch veränderte Zehengelenke begünstigen in Kombination mit ungünstigem Schuhwerk die Schwielenbildung. Aufgrund der bestehenden Druckverhältnisse kommt es zu einer kegelförmigen Hornhautverdickung, deren Spitze nach innen gerichtet ist.Gelegentlich lässt sich keine orthopädisch/mechanische Ursache erkennen. Vermutlich ist dann eine lokale Virusinfektion verantwortlich, und es handelt sich somit um eine Viruswarze.

K

KRALLENZEHE

Bei der Krallenzehe handelt es sich um eine Fehlstellung der Zehen durch Kontraktion der Beuge- und Streckmuskulatur des Fußes. Die Zehenkuppen erreichen oft den Boden nicht, das Zehengrundgelenk ist komplett oder fast ausgerenkt (Luxation oder Subluxation).Die Folgen sind oft Druckbelastungen im dorsalen Bereich der Zehengelenke, Hühneraugen, Läsionen usw.

N

NAGELFALZ

Der Nagelfalz (Syn. Nagelwall) ist der Abschnitt der Haut, der die Finger- und Zehennägel an der Seite und an der Wurzel umfasst. Diese Hauterhebung bedeckt den nicht sichtbaren Teil des Nagels und gibt diesem Halt. Der Nagelwall dient auch als Schutz vor schmerzhaften Einrissen.

NAGELPLATTENVERDICKUNG

Tritt häufig im Alterungsprozess und durch Durchblutungsstörungen nach Nagelverletzungen auf.

NAGELWACHSTUM

Die verschiedenen Nägel wachsen unterschiedlich schnell, etwa 0,5–1,2 mm pro Woche. Eine Verzögerung des Nagelwachstums tritt im Alter, bei Traumata und bestimmten krankhaften Prozessen auf.

NAGELEXTRAKTION

Das operative Entfernen eines Finger- oder Zehennagels.

S

SCHWEISSFUSS

Die Fußsohlen und Handinnenflächen sind mit besonders vielen ekkrinen Schweißdrüsen besetzt, in der Regel etwa 500 pro cm². Diese dienen nicht der Thermoregulation, sondern der besseren Haftung der (nackten) Füße auf einer Unterlage. Dies zeigt sich auch darin, dass die entsprechende Schweißproduktion der Hände und Füße nicht vom thermoregulatorischen Zentrum, sondern einem eigenen Zentrum des Zentralnervensystems über den sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems gesteuert wird. Das Schwitzen der Hände (Schweißhände) und Füße (palmoplantar) wird über sympathische Nervenfasern vermittelt und tritt während des Schlafes nicht auf.

SCHRUNDEN

meist narbenlos abheilender spaltförmiger Einriss in die Haut infolge Überdehnung bei herabgesetzter Elastizität und entsteht z. B. bei Austrocknung, Kälte oder Hautkrankheiten wie Neurodermitis beispielsweise an Lippen, Mundwinkel, Fußsohlen, an oder zwischen Zehen.

SCHWIELE

Eine Hornschwiele oder Hautschwiele (fachsprachlich Tylom, Tylosis oder Tylositas), umgangssprachlich auch "Hornhaut" genannt, ist eine Vernarbung der Haut mit lokaler Verdickung des Stratum corneum (Hyperkeratose). Sie tritt als Resultat einer chronisch-traumatischen Dermatitis auf. Die bekannteste Form der Hornschwiele ist das sogenannte Hühnerauge am Fuß.